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Das ideale Geschenk – viele Völker für die Stadt!

By BERLIN LOVES YOU . December 9, 2014

Foto: Johannes Weber
Foto: Johannes Weber

„Die Bienenbox ist das ideale Geschenk.“, teilte vor einigen Tagen eine engagierte Stimme einem offenen Ohr mit, als ich über den Hermannplatz eilte. Was man nicht alles im Vorbeigehen aufschnappt und dann wieder fallen lässt. Doch dieser Satz ging mir nicht aus dem Kopf. „Ja, ja, ich muss mir endlich Gedanken über Geschenke für die Lieben machen“, kam es mir dazu in den Sinn. Kinder, wie die Zeit vergeht und drängt. Aber nicht, dass durch diesen Impuls plötzlich famose Geschenkideen in meinem Hirn einen bunten Reigen tanzten. Erst mal musste ich wissen, warum jene BienenBox das ideale Geschenk sein soll – und was die BienenBox überhaupt ist. Auf bienenbox.de ist alles nachzulesen. Klingt mal wieder nach einer verdammt guten Idee, die Bewohner dieser Stadt erdacht haben. Als ich mir dann auch noch den sehr empfehlenswerten Dokumentarfilm „More than Honey“ angesehen habe, war klar, dass die BienenBox nicht nur das ideale, sondern auch ein essentielles Geschenk ist. Und prompt lässt mich die Frage nicht mehr los, wem ich diese Gabe schenken könnte.

(Einwurf: Wie viel Geld so ein ideales Geschenk kostet, soll hier keine Rolle spielen. Es geht um den ideellen Wert. So viel nur: Die Bienenbox ist erschwinglich und notfalls als Gemeinschaftspräsent zu bewältigen. Für ein Geschenk mit immensem Weltrettungsfaktor also spottbillig. Außerdem kann man jedes Jahr selbst Honig ernten! Ebenfalls ein super Geschenk!)

Die Biene ist ein faszinierendes Geschöpf, das drittwichtigste Nutztier des Menschen – und vom Aussterben bedroht. Die Hauptursachen für die Katastrophe sind Monokulturen und der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft sowie ein Parasit namens Varroa Milbe. Seit den 1990ern sind in Deutschland in manchen Jahren 30 % der Völker verendet. Auch in anderen Ländern Europas hat das Bienensterben bedrohliche Ausmaße angenommen. Es ist inzwischen ein globales Problem. 2007 verendeten in den USA 90 % aller Völker. Unsere Nahrungsmittelversorgung und ökologische Vielfalt sind ohne Bienen in Gefahr. Wenn man jetzt nichts unternimmt, drohen 75% unserer wichtigsten Kulturpflanzen zu verschwinden. Albert Einstein soll gesagt haben: Stirbt die Biene, hat der Mensch noch vier Jahre zu leben.
Der Stadtbienen e.V. aus Berlin will diesem drängenden ökologischen – und auch ökonomischen – Problem und dem Sterben entgegenwirken und den Bienen neue Lebensräume bieten, um die Zahl der Bienenvölker langfristig zu steigern. Und so hat der Gründer des Vereins Jochen Weber die BienenBox für ein Leben der Hautflügler in der Stadt konstruiert. Denn Studien haben gezeigt, dass der städtische Raum in diesen Zeiten der optimale Rückzugsort ist. Hier sind Bienen nicht den Pestiziden und Monokulturen des Landes ausgesetzt, sondern finden eine vielfältige Flora vor.

Foto: Jan-Hendrik Dobers
Foto: Jan-Hendrik Dobers

Beizeiten werde ich sicher auch meiner Geliebten B. vorschlagen, dass wir zu weltrettenden BienenaktivistInnen werden. Doch momentan könnte ich ihr nicht 10.000 neue Haustiere in Form eines Geschenkes unterjubeln. Schließlich war ich derjenige, der vor Kurzem in einer Debatte zur weiteren Familienplanung dafür plädiert hat, mit dem zweiten Kind noch eine Weile zu warten. Unter anderem war mein Argument, dass wir drei – B., unsere Tochter L. (17 M.) und ich – uns erstmal in all den immer noch neuen und turbulenten Situationen, die das Leben einer Kleinfamilie mit sich bringt, zurechtfinden und ankommen müssen. „Um zu Viert zu sein, müssen wir erst abgebrühter werden“, behauptete ich. Oder so. – Jetzt plötzlich von 3 auf 10.003 zu erhöhen, wäre fragwürdig. Das würde der geschätzte Familienrat nicht durchgehen lassen. Das sehe ich ein. Auch wenn 10.000 Familienmitglieder draußen am Balkon hängen.

Die BienenBox ermöglicht dem willigen Stadtbewohner, Hobbyimker und Weltenretter durch ihre Bauweise und einer speziellen Halterung seiner neuen Leidenschaft auch direkt am eigenen Balkon zu frönen. Wenn man sich erst einmal in die Eigenarten und Bedürftigkeiten der Bienen eingelesen und ggf. einen von Stadtbienen e.V angeboten Workshop absolviert hat, braucht es lediglich ca. 20 Stunden pro Jahr das Bienenvolk in der BienenBox verantwortungsvoll zu betreuen. Abgesehen davon, dass man Zeuge der faszinierenden Lebensweisen dieser Spezies wird, kann man jährlich bis zu fünfzehn Kilo qualitativ hochwertigen Stadthonig ernten.

Foto: Johannes Weber
Foto: Johannes Weber

An diesem Punkt wird mein imaginärer Freund Fred hellhörig. „Brie de Meaux und Comté mit Feigen-Nuss-Honig oder Schweinebraten in Honig-Pinienkern-Sauce“, bricht es aufgeregt aus ihm heraus. Ich kenne ihn. Jetzt ist er nicht mehr zu bremsen. „Asia-Graved-Zander mit Wasabi-Honig-Creme… Schokowürfel mit Honig-Olivenöl-Gele…“ Er liegt mir in den Ohren, windet sich und beschwört mich: „Diese Box ist das ideale Geschenk für mich! Schenk sie mir!“ Mal wieder gerate ich durch ihn in einen schweren Interessenkonflikt. Er versucht mich mürbe zu machen. „Mohnsoufflé mit Honig-Quitten… Honig-Senf-Dip zu Matjesfilets… Orientalischer Melonensalat mit Honig-Ricotta… Kürbistortellini in Honig-Lavendel-Butter…“ Was soll ich tun? „Whisky-Honig-Milch“, sage ich plötzlich.

Über einen geheimen Zugang gelangen wir auf das Dach eines Hauses in der Schillerpromenade in Neukölln. Hier muss Fred nicht ans Essen denken. Hier können wir durchatmen. Mit dem Blick über die Dächer und Plätze der Stadt und ihren Schneisen und Straßen besinnen wir uns. Und auf einmal ist auch klar, wer wem die BienenBox schenken sollte: Berlin Berlin. Die Stadt sollte ein Haufen von den Boxen kaufen und sie BerlinerInnen zur Verfügung stellen. So würden diese ehrenamtlichen StadtimkerInnen mit der Pflege eines Bienenvolkes etwas für die Weltrettung, für Berlin und sich tun. Als eine der grünsten Städte Europas würde das Image als Bienenmetropole der Stadt gut stehen. Für mehr Honig, viele Völker für die Stadt und eine herzliche Willkommenskultur! Bei all der Begeisterung kann es sich Fred nicht verkneifen: „Bee Berlin!“, ruft er in die klirrende Kälte.

Über die BienenBox erfährt man alles unter:
www.bienenbox.de

Text: Christoph Kalbitzer

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