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Unterm Gewächshaus die Dächer des Weddings

By Clio Saal . April 6, 2014

Christian von Borries und Vera Tollmann leben in einem Gewächshaus. Sie haben es sich selbst geplant und gebaut, hoch über den Dächern des Weddings. Die Idee entstand, nachdem an ihrem Standort am Landwehrkanal in Kreuzberg die Mieten ins unermessliche stiegen und auch andernorts in Berlin der Wohnungsmarkt von einer Welle außer Kontrolle geratener Immobilienspekulationen und Mittelstands-Erbengesellschafts-Eigentum überrollt wurde. Die beiden Architekten träumten von einer Wohnung mit Blick über die Stadt, mit viel Licht und Platz, die auch für Menschen ohne Erbschaft oder entsprechendem Kreditvolumen realisierbar ist.

haus warm

Auf dem Flachdach eines Gewerbehauses konnte (nach langem Herumschlagen mit der bauamtlichen Bürokratie) tatsächlich gebaut werden – und zwar preisgünstig! Denn im Gegensatz zum Ausbau eines Dachgeschosses musste der Dachstuhl nicht aufgerissen werden, die Materialien wurden mit dem Lastenaufzug aufs Dach befördert. Die meisten Einzelteile des Hauses wurden gebraucht gekauft oder aus recyceltem Material hergestellt.

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Einen eiskalten Berliner Winter im Gewächshaus verbringen? Geht! Denn der Hegemonietempel (benannt nach der chinesischen “Hegemoniedusche”, die sich dort in fast jeder Neubauwohnung befindet) ist je nach Jahreszeit durch verschiebbare Wand- und Vorhangs Konstruktionen und Lüftungstechnik Wärme- bzw. kälteisoliert.

Vera Tollmann hat uns hier noch ein paar weitere Fragen beantwortet:

In welchem Maße ist der Hegemonietempel euer Zuhause und ein individuelles, architektonisches Herzensprojekt? In wie weit ist er ein notwendiges Statement gegen Immobilienspekulation/außer Kontrolle geratene Investoren und Verhökerung? Oder gar nichts von beidem?

Beides!

Warum im Wedding?

Dort haben wir das passende Dach gefunden und Hausbesitzer, denen das Bauprojekt gut gefallen hat.

Wie wird euer Haus im Wedding angenommen? Welche Reaktionen bekommt ihr?

Aus der Nachbarschaft haben wir eigentlich keine Reaktionen bekommen. Auf dem Nachbardach entstand eine Art Datsche aus alten Holzfenstern und auf noch einem anderen Nachbardach tauchten zwei Sommer später auch zwei Hütten aus Glas und anderem Recyclingmaterial auf. Ein Zeichen?

Könnte der Hegemonietempel eine realistische Alternative für bezahlbaren Wohnraum in Berlin werden?

Zum Thema bezahlbaren Wohnungsbau, schaut euch Christians Video an!
https://www.youtube.com/watch?v=-ZZnfy0g_TY

Gibt es Ambitionen/konkrete Pläne für ein weiteres Projekt?

Nein.

Ihr habt euch ja schon zum berüchtigten G-Wort geäußert, trotzdem noch einmal die Frage: auch wenn langsam klar wird, dass „die Creative Class“ nicht diejenigen sind, die die Mieten in Kreuzberg und Neukölln haben steigen lassen: gibt es eine Chance auf Versöhnung zwischen „Alteingesessenen“ und „Kreativen“?

Versöhnen? Nice try.

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Mehr zu Hegemonietempel unter: www.hegemonietempel.net/idee.html

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