Handarbeit – das machen doch nur Omas. Stimmt nicht. Ryan Gosling, Sarah Jessica Parker, Cara Delevingne, und und und – alle tun es. Die „altmodischen“ Hobbies wie Stricken, Nähen und Basteln genießen ein Revival in der Generation der 20 bis 35-Jährigen. Die neuen Selbermacher lieben dabei den Ausdruck der Individualität und die Auseinandersetzung mit nachhaltigen und qualitativ hochwertigen Produkten.
Denn unsere tägliche Schnelllebigkeit löst in uns die Sehnsucht aus, wieder etwas Anfassbares mit unseren Händen zu gestalten – und darauf stolz zu sein! Für eigens hergestellte Produkte Lob einheimsen? Das nennen Linda Dannenberg und Verena von Stromberg MEISTER-Stolz – wir haben mit ihnen gesprochen!
Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, den Leuten das Stricken bei zubringen?
Die Idee kam aus einem eigenen Bedürfnis. Wir hatten beide ziemlich stressige Jobs und haben zum Ausgleich gerne gestrickt, gebastelt und gewerkelt, also einfach etwas Anfassbares mit unseren Händen produziert. Nur hatten wir nicht die Zeit und Muße, unsere freien Wochenenden in miefigen Wollläden oder Volkshochschulen zu verbringen, um neue Anleitungen zu lernen. Stattdessen wollten wir Sonntagsnachmittags auf der eigenen Couch oder nach Feierabend auf dem Balkon aktiv werden. Hier fanden wir die Idee von Videokursen als Digitalisierung von offline Kursen mit voller Flexibilität total spannend – waren aber vom Angebot auf beispielsweise YouTube sehr enttäuscht und schnell frustriert: schlechte Qualität, singuläre Videos, keine Hilfestellung. Und da war klar, was es werden soll: Hochwertige Online Videokurse, jederzeit von überall abrufbar. Die Materialien gibt es direkt dazu, damit man nicht Ewigkeiten in einzelnen Onlineshops rumsuchen muss. Und so war MEISTERCLASS geboren.
Wächst das Interesse an Handarbeit wirklich wieder, oder ist das nur eine vorrübergehende Phase?
Das Interesse an traditionellen Hobbies ist auf jeden Fall eine nachhaltige Bewegung. Dies geht einher mit einem viel bewussteren Lebensstil. Die meisten Leute haben einfach keine Lust mehr auf die ausbeuterische Textilindustrie und hinterfragen, wo Dinge her kommen und wie Dinge entstehen. Wir sehen „Selbermachen“ als neue Form des Luxus’. Mit Geld kann man ja fast alles kaufen, deswegen beobachten wir, dass das Know-How nun zum Statussymbol wird. Und der daraus resultierende – wie wir ihn nennen – “Werkstolz“, wenn man bspw. ein selbstgestricktes Tuch trägt und seinen Freunden zeigt, ist unbezahlbar und ein wunderschön erfüllendes Gefühl. Genau wie kochen in den letzten Jahren ein absolutes Massenthema geworden ist, wird es Handarbeit in einigen Jahren auch sein und wir wollen diese Entwicklung mitgestalten.
Es ist oftmals billiger und zeitsparender einfach neu zu kaufen. Brauchen wir Handarbeit noch?
Na klar brauchen wir Handarbeit, und zwar dringend. Uns geht es vielmehr um den Prozess zum fertigen Strickstück und nicht darum, schnell und günstig etwas zu bekommen. Stricken macht glücklich und hilft sogar gegen Heißhunger. Auch gibt es Studien aus Großbritannien, die belegen, dass Stricken gegen Depressionen hilft. Es ist einfach ein toller Ausgleich zum schnellen Alltag oder stressigen Büro/PC Job.
Wie teuer ist ein selbst gestrickter Pulli im Vergleich zu einem selbstgekauften?
Das kommt ganz auf die Komplexität des Designs und Qualität der Materialien an. Bei MEISTERCLASS verwenden wir nur natürliche Materialien ohne Kunstfasern und Chemikalien. Das kann man durchaus mit high-end Designermode vergleichen. Unser Babyjäckchen EMMA zum Beispiel kostet inklusive Kurs und Materialien €50, in der Kinderboutique aber sicherlich um die €80. Da hat man schon gut gespart. Obwohl es wie gesagt beim Stricken nicht um den Preis geht, der Werkstolz ist einfach unbezahlbar.
Gibt es auch partytaugliche Strickmode?
Aber natürlich. In unserem aktuellen SUMMER KNIT Kurs zum Beispiel lernt man wie man ein Neckholder Top strickt. Kombiniert mit Röhrenjeans und Pumps ist das ein absoluter Hingucker auf jeder Party.
Wo habt Ihr stricken gelernt?
Mir (Linda) hat es meine Mutter während des Studiums beigebracht und Verena hat es tatsächlich durch unsere eigenen Kurse gelernt. Wir richten uns mit unseren Kursen besonders an Anfänger, die noch nie oder sehr lange nicht mehr gestrickt haben. So war sie ein perfekter Tester unserer Kurse. Das Schöne ist aber auch, man lernt nie wirklich aus und entwickelt seine Fähigkeiten mit jedem Strickprojekt weiter.
Was hielten Eure Freunde/ Eltern von der Idee ein Strickkurs im Internet anzubieten?
Viele haben erst einmal gestaunt, als sie von der Idee gehört haben. „Stricken? Du? Ist doch voll oldschool!“ haben viele gesagt. Aber als wir unser Konzept näher erläutert haben, haben wir viel Zuspruch bekommen. Erst dann erfährt man, wer im Bekanntenkreis alles schon strickt, viele machen das bis jetzt im dunklen Kämmerchen. Mittlerweile treffen wir uns mit Freunden und Kunden zu monatlichen „Knit Nites“ im Park oder direkt in unserem Büro. Sowohl Verwandte als auch Freunde sind begeisterte Stricker und gehören jetzt zu unseren Kunden. Wir kriegen vollen Support aus unserem Umfeld und das ist ein tolles Gefühl.
Wie alt sind eure Schüler? Holen sich auch alte Strickhasen wie Omi manchmal Tipps von euch?
Wir haben Kunden in allen Altersgruppen. Angefangen bei Teenagern für die Stricken gerade total „in“ ist, bis hin zu 60 Jährigen Damen, die zwar ihr ganzes Leben immer mal wieder gestrickt haben, sich aber riesig über unsere hands-on Tipps und die schönen, modernen Anleitungen freuen – besonders zum Beispiel die Produkte aus dem Babykurs für die Enkel.
Wann hat Berlin euch das letzte mal gezeigt, dass es euch liebt?
Wir haben diesen Sommer mitten in Berlin ein kleines Event veranstaltet, an dem wir mit vielen Berlinern und Nicht-Berlinern voller Elan gestrickt haben. Das hat wahnsinnig viel Spaß gemacht und wird definitiv bald wiederholt! Die Energie und Atmosphäre in Berlin, aber der Blick auf den Alex mit Sonne im Rücken machen Berlin immer eine Reise wert!
Danke für das Interview!
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Und hier gibt es gleich einmal das erste Video zum anschauen.