Ständig liest man Berichte über Teppiche aus Plastikmüll auf den Weltmeeren, verendete Albatrosse und die lange Halbwertszeit von Plastik. Die wenigsten Menschen schaffen es jedoch plastikarm oder gar plastikfrei zu leben. Im Supermarkt, in der Mittagspause oder Take-Away: vor allem während des Essens scheint Plastik oft unvermeidbar.
Dem Berliner Mustafa Demirtas wurde das Leben umgeben von Plastik zu viel – er gründete die Firma ECO Brotbox, die Brotboxen aus Edelstahl verkauft und ist Initiator des „Tiffin-Projektes“ (The Tiffin Project) – einer Crowdfunding Kampagne die es sich zum Ziel gemacht hat den Verpackungsmüll der Take-Away Industrie durch sogenannte Tiffin-Boxen zu ersetzen.
Einzelne Boxen werden übereinander gestapelt, so dass verschiedene Zutaten in die einzelnen Schichten gefüllt werden können. In Indien findet die Tiffin-Box seit hunderten Jahren Verwendung.
Für Lieferdienste hat die Firma ECO Brotbox eine vierlagige Version mit Tragehenkel geschaffen. Das Etappen-Ziel der Initiative ist es zehn Berliner Restaurants mit den Tiffin-Boxen auszustatten. Einige hätten Interesse gezeigt, erzählt Sabrina Zagst, eine der drei Mitstreiter*innen Mustafas.
„Eines unserer ersten Partnerrestaurants ist auf jeden Fall das dabbawalla in Schöneberg“, sagt sie. Das dabbawalla ist ein „Health Food Restaurant“, so zumindest heißt es auf deren Facebookseite. Sie verkaufen die Tiffin-Box bereits. Take-Away mit Tiffin-Boxen soll nach einem Verleihsystem funktionieren: statt Plastik-Containern wird die Tiffin-Box an den Kunden geliefert. Diese*r bringt die Box nach Verzehr wieder zum Restaurant. Natürlich kann das auch mal einen Tag dauern.
Um die ersten zehn Restaurants auszustatten braucht das Projekt Unterstützung – bis zum 14. Juli kann jede*r die Initiative auf der Crowdfunding Plattform startnext unterstützen. Die Dankeschöns für die Unterstützung reichen von Jutebeutel bis Surf- Yoga-Reise mit Mustafa und Hendrik, einem weiteren Mitglied des Tiffin-Projektteams.
Hergestellt werden die Tiffin-Boxen in einem Familienbetrieb in Südindien, unter fairen Bedingungen, betont Sabrina. Ein Fairtrade-Siegel sei in Arbeit heißt es auf der Website des Projektes. Mustafa sei auch schon vor Ort gewesen um sich selbst ein Bild von dem Betrieb zu machen. Der Edelstahl wird von SAIL, einem Betrieb der indischen Regierung produziert, recycelten Edelstahl verwendet das Projekt nicht.
„Bislang wird für unsere Produktion leider kein recycelter Edelstahl verwendet, da es Bedenken bezüglich der Reinheit gibt. Nur so können wir die hohe Qualität des verwendeten Materials garantieren und sicherstellen, dass keinerlei Schadstoffe enthalten sind, die später mit verpackten Essen in Kontakt kommen könnten. Trotzdem sind wir dabei, uns weiter mit diesem Thema auseinanderzusetzen und Lösungen zu finden“, sagt Sabrina.
In Zukunft möchte das Projekt auch die entstandenen CO2-Emissionen kompensieren, in dem sie die Organisation “atmosfair” unterstützen, die CO2 Bilanzen durch die Förderung von erneuerbaren Energien in Entwicklungsländern ausgleichen möchte.
Eine vergleichbare Initiative in Berlin gibt es bislang nicht. Allerdings steht das Tiffin-Projekt mit anderen Initiativen in Kanada, England und der Schweiz im Erfahrungsaustausch.
„Um müllfreies Take-Away Realität werden zu lassen brauchen wir ganz viel Unterstützung von experimentierfreudigen Menschen“, sagt Sabrina lächelnd.
Wie man denn einen Döner in die Tiffin-Box bekommt, möchte ich wissen?
„Auch die Tiffin Box hat natürlich Grenzen. Aber wenn es trotzdem ein Döner sein soll, lass dir doch Gemüse oder Fleisch, sowie das Brot in kleinen Stücken in die Box füllen. Dann ist es eben eine Döner-Box, aber mit ein bisschen Flexibilität geht alles“, sagt sie.
Hier findet ihr weitere Infos zum Projekt:
Projektseite: The Tiffin Project
Startnext:Start Next Crowdfunding
Firmenseite: Eco Brotbox