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Gebrauchsanleitung Mensch – Exklusive Veröffentlichung eines kompletten Kapitels!

By BERLIN LOVES YOU . October 8, 2014

Wir haben Euch ja bereits das Buch “Gebrauchsanleitung Mensch” von Paul Hawkins aus Berlin vorgestellt. Nun dürfen wir Euch hier exklusiv das Kapitel zu den Entwicklungsstufen des Menschen komplett zum lesen zur Verfügung stellen! Viel Spaß!

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ENTWICKLUNGSSTUFEN

 

Menschen entwickeln sich in deutlich unterscheidbaren Stufen. Diese Stufen sind vor allem durch Körpergröße und Nützlichkeit gekennzeichnet, doch die Gesellschaft ordnet sie meist nach einer Bezugsgröße namens «Alter».

Das Alter eines Menschen wird von Wissenschaftlern danach bestimmt, wie oft er die Sonne umrundet hat. Die meisten sind sich einig: Immer wenn die Erde an genau der Stelle steht wie am Tag, als man geboren wurde, ist man ein Jahr älter. Dies nennt man dann «Geburtstag» (auch wenn es eigentlich eher der Jahrestag des Anfangs der Beziehung mit der Erde ist). Manche Menschen kommen sogar darin überein, wie oft man die Sonne umkreist haben muss, bis man vom Kind zum Erwachsenen heraufgestuft wird, unabhängig davon, wie groß oder nützlich man ist.

Erwachsene spielen in der menschlichen Gesellschaft eine wichtige Rolle, sie dürfen zum Beispiel Auto fahren oder wählen. Dennoch gibt es kein System, nach dem man Erwachsene wieder in den Kinderstatus herabstufen könnte, selbst wenn sie nicht einmal in der Lage sind, sich verantwortungsvoll um eine Topfpflanze zu kümmern, ohne dabei einen Schuppen in die Luft zu jagen.

 

Babys

Babys sind das anfängliche Larvenstadium des Menschen. Sie sind klein, albern und im Allgemeinen unprofessionell. Ihre Haupttätigkeiten sind Lärmen und Auslaufen, am liebsten aus sämtlichen Körperöffnungen und zu allen Zeiten, womit sie nur gelegentlich aufhören, um erstaunlicherweise einzuschlafen.

Im Gegensatz zum Nachwuchs anderer Tiere auf der Erde – der mit natürlichen Feinden fertig werden muss, weil er nicht in eine Umgebung aus warmen Decken, Omas und Kuscheleien hineingeboren wird – können Babys lange vollkommen nutzlos bleiben, und das tun sie auch. Tatsächlich hat für ein Baby etwa zwei Jahre lang die Frage höchste Priorität, wie viel vom eigenen Fuß es in den Mund stecken kann.

Weil Babys noch zu jung sind, um sie zum Fegen in Schornsteine zu schicken, besteht ihr einziger wirtschaftlicher Nutzen in einer gewissen Niedlichkeit, die zum Bewerben von Mineralwasser verwendet werden kann. Das gilt sogar für eher hässliche Babys, dann allerdings muss der Durst größer sein.

Babys sind im Grunde geschlechtslos, doch sie entwickeln sich entweder zu Jungen oder zu Mädchen.

 

Kleinkinder

Kleinkinder sind Babys, die gelernt haben, beim Krabbeln im- mer weniger die Arme zu benutzen, und zum Lohn eine viel größere Auswahl von Dingen in den Mund stecken können.

Man erkennt sie vor allem an ihrer unpraktischen Größe, am wackligen, aber selbstbewussten Gang und an der unglaubli- chen Gier. Es ist gar nicht ungewöhnlich, dass ein Kleinkind gleichzeitig einen Igel aufzuheben versucht, an einem Handy kaut, in einen Fluss stürzt und einem Mädchen mit einem großen Gummihammer auf den Kopf haut, wobei es bei all dem auf seinem Dreirad weiterstrampelt.

Trotz dieser breit gestreuten Aktivitäten und hochfliegenden Absichten ist das einzig verlässliche Resultat meist, dass ihm auf spektakuläre Weise nichts davon gelingt und es sich trotz- dem an irgendeiner Kante den Kopf stößt.

 

Kinder

Kinder sind hoch entwickelte kleine Menschen, die in der Lage sind, schnell zu laufen und Fragen zu stellen – zwei komplementäre Fähigkeiten, die ihnen gestatten, nichts zu verstehen, aber das umso schneller. Dieser Lernprozess beginnt offiziell in dem symbolischen Augenblick, wenn das Kleinkind zum ersten Mal das Loch in der Mitte der Kloschüssel trifft. Das klingt zwar trivial, doch ist dies genau der Moment, in dem die körperliche Entwicklung dem kleinen Menschen erlaubt zu zielen, während die geistige Reife es ihm ermöglicht sich dafür zu entscheiden.

Von diesem Tag an besteht die Kindheit vor allem daraus, in hohem Tempo herumzurennen, immer häufiger aus Bäumen zu fallen, unhöflich auf Menschen zu zeigen und Erwachsene mit der Frage «WARUM?» anzuschreien, wann immer sich irgendetwas komisch bewegt.

Kinder gibt es in zwei Typen, was sich leichter an der Art des Spielzeugs erkennen lässt, das man ihnen schenkt, als an ihrem tatsächlichen Aussehen oder ihrem Benehmen: Jungen (oft kürzere Haare, ungezogen) bekommen vor allem Spielzeug mit Rädern oder Waffen, Mädchen (oft längere Haare, ungezogen) vor allem Spielzeug, das weint und sich nass macht. Die beiden unterschiedlichen Kindertypen vertragen sich nicht immer miteinander, oft hält die eine Seite die andere für eklig.

 

Teenager

Etwa in dieser Altersstufe erkennen Kinder, dass Erwachsene absolut keine Ahnung haben, und lassen sich aus Protest Pickel im Gesicht wachsen. Nachdem sie die ganze Kindheit lang her- auszufinden versucht haben, wie die Welt um sie herum funktioniert (Zahlen, Jahreszeiten, Magneten etc.), sind Teenager sich ihrer Umgebung sicher genug, um herausfinden zu wollen, was in ihrem Inneren vorgeht.

Ziemlich schnell stellen sie fest, dass dieses Thema – sie selbst – eine unendliche Faszination besitzt. Da sie jedoch zum ersten

Mal zur Kenntnis nehmen, wer sie selbst eigentlich sind, kann das anfänglich zu einiger Verwirrung führen. Unglücklicherweise fällt diese Verwirrung genau mit der Zeit zusammen, in der jenes Selbst sich plötzlich und unwiderruflich ver- ändert, wodurch sich die anfängliche leichte Verwirrung zu einem fettigen, turbulenten, ein Jahrzehnt andauernden Melodrama auswächst, inklusive unangenehmen körperlichen Veränderungen, peinlichem Quieken und antisozialem Haarwuchs.

Das entgegengesetzte Geschlecht wird vom Teenager immer weniger als eklig eingestuft, sondern auf unvermittelte, bizarre, seltsame, verwirrende, bedeutungsvolle und beängstigende Weise uneklig. Zunächst wissen die Menschen nicht, warum und wie sie die Aufmerksamkeit des anderen Geschlechts erringen wollen, doch zu den Mitteln und Wegen, das herauszufinden, gehören oft Haargel und Hörensagen.

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Erwachsene

Erwachsene sind die größte Version des Menschen, weshalb von ihnen erwartet wird, dass sie alles erledigen, was keinen Spaß macht.

Das könnte für den unerfahrenen, gerade erwachsen gewordenen Menschen eine echte Herausforderung darstellen, doch zum Glück existiert eine Reihe von Institutionen, die ihm dabei helfen, keinen Spaß mehr zu haben, wie zum Beispiel Arbeitsplätze, Finanzämter oder Banken.

Damit Erwachsene trotz dieser schrecklich ungerechten Behandlung durch die Welt zufrieden bleiben, bekommen sie jedes Mal, wenn sie etwas tun, was keinen Spaß macht, eine Belohnung namens «Geld». Dieses Geld lässt sich gegen alles Mögliche eintauschen, was Spaß macht und kein Geld ist, wie zum Beispiel Bücher, Käse, Stühle, Urlaub oder Ziegelsteine, die häufig so angeordnet werden, dass sie all die anderen Dinge, die ein Mensch eingetauscht hat, vor dem Wind schützen.

Neben den Sachen, die keinen Spaß machen und für die er Geld oder Dinge bekommt, hat der erwachsene Mensch noch eine zweite Aufgabe: Er soll einen anderen unekligen Erwachsenen finden, mit dem er all sein Geld und seine Dinge teilen kann. Ein gutes Gegenüber zu finden, nimmt bald fast sämtliche verbleibende Zeit des Erwachsenen in Anspruch, so dass nur noch ein klein wenig Zeit übrig bleibt, in der er darüber nachdenkt, wie er irgendwann die gan- zen Fragen der Kinder beantworten soll. Ungefähr an diesem Punkt wird den Erwachsenen klar, dass sie das nicht können.

Erfreulicherweise ist das den Kindern überhaupt nicht klar, weshalb die Erwachsenen ihnen weiterhin erzählen, dass nachts Feen mit Zauberkräften kommen werden, um den Kindern im Schlaf ihre alten Zähne abzukaufen, also geh jetzt bitte ins Bett!

 

Senioren

Alt zu werden ist nicht jedem Menschen vergönnt, weshalb die älteren Menschen, auch «Senioren» genannt, ihre beiden gesellschaftlichen Aufgaben hartnäckig verteidigen.

Die erste lautet «Weisheit», was so ähnlich ist wie Ratschläge, nur älter. Die zweite ist «Herumzockeln», eine entspannte und ziellose Gangart, die entweder so viel sagt wie: «Ich habe alles getan. Ich habe alles gesehen. Ich bin zufrieden», oder: «Meine Knie sind geschwollen. Meine Zähne sind weg. Ich habe mich verlaufen.»

Senioren haben die meiste Freizeit von allen Menschen auf der Erde, weil sie im Unterschied zu Erwachsenen schon alles besit- zen, was man überhaupt besitzen kann, und daher nichts mehr tun müssen und weil sie im Unterschied zu Kindern nicht mehr gezwungen sind, zur Schule zu gehen.

Nachteil dieser Lage ist, dass sie oft allerneuste Entwicklungen nicht begreifen und mit aktueller Technologie nicht klarkommen. Der Vorteil ist natürlich, dass sie dadurch in einer wunder- baren Blase begeisterter Ahnungslosigkeit leben und über- zeugt sind, diese neue Welt der blinkenden und piependen Computertelefone sei viel schlechter als die, in der sie aufgewachsen sind, als man noch mit einem geborgten Fahrrad zur Sonnenuhr auf dem Dorfplatz radeln musste, um nachzuschauen, ob man nicht zu spät zum Krieg kam.

Zu kaufen gibt es die Gebrauchsanleitung Mensch hier.

 

 

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