Interview mit Frank Schmiechen, Chefredakteur von Gründerszene. Frank begann seine journalistische Laufbahn als freier Sportreporter und Musikkritiker, arbeitete dann als Produktionschef und Chef vom Dienst bei Bild und leitete als stellv. Chefredakteur Welt Kompakt und die Welt am Sonntag. Er ist geborener Hamburger und lebt seit 2001 mit seiner Frau und zwei Töchtern in Berlin.

Frank, Du bist Chefredakteur von Gründerszene vorher warst Du bei der Welt Gruppe zuständiger Chefredakteur für die digitalen Themen. Du bist quasi von einem etablierten Medium in ein “Startup” gewechselt.
Warum?

Ich habe bei Axel Springer schon immer an besonderen Projekten gearbeitet. 2004 war ich Mitentwickler und später dann Chef von Welt Kompakt. Auch an der Entwicklung der Kompakt-App war ich beteiligt. Also ist der Schritt gar nicht so groß. Ich mag kleine, agile Teams, die sich leidenschaftlich für ihre Sache einsetzen. Das macht Spaß und man erzielt ohne viel Hierarchie und Bürokratie schnell Ergebnisse. Deshalb hat mich Gründerszene gereizt.

Gründerszene wurde 2005 als ein Mann Blog von Lukasz Gadowski gegründet, 2008 dann auf professionelle Beine gestellt und 2014 gingen 90% der Anteile zu Springer über. Dieses Jahr feiert Ihr 10 jähriges Jubiläum. Wird es eine Feier geben?

We gonna fight for our right to – party! Jetzt hast du mich auf eine Idee gebracht. Aber ich glaube, der erste Blogpost von Gründerszene ist leider erst im Frühjahr 2006 in Netz gegangen… Also nächstes Jahr.

Wo befindet sich Gründerszene und viel wichtiger Berlin in 10 Jahren?

Gründerszene wird das führende Medium in Sachen digitale Wirtschaft in Deutschland sein. Und da sich die digitale Wirtschaft rasant entwickelt, wird auch Gründerszene wachsen und gedeihen. Wir stellen jetzt die Weichen für dieses Wachstum. Berlin wird sich den anderen europäischen Hauptstädten angleichen. Noch haben wir ja hier in vielen Bereichen eine Ausnahmestellung. Zum Beispiel bei den immer noch günstigen Immobilienpreisen, wenn man sie mit London oder Paris vergleicht. Derzeit leben noch mehr als 50 Prozent der Berliner von Transferzahlungen. Nicht von eigener Arbeit. Das wird sich dramatisch ändern. Unzählige Startups bauen an der künftigen wirtschaftlichen Infrastruktur dieser Stadt. Es sind spannende Zeiten.

Die Neugründungen in Berlin brechen nicht ab. Was ist Euer Tip an junge Gründer um hier den besten Start zu bekommen?

Dazu schreiben wir fast jeden Tag lange Artikel. Aber ich will es mal ganz kurz versuchen. Drei Dinge braucht der junge Gründer: Ein gutes Team, eine gute Idee und ein gutes Netzwerk. Der letzte Punkt wird gerne vernachlässigt. Aber es läuft sehr viel über persönliche Kontakte in der Startupszene. Deshalb veranstalten wir zum Beispiel unsere Networkingevents wie die Spätschicht. Hingehen, Leute kennenlernen, Ideen und Erfahrungen austauschen – das hilft, Fehler zu vermeiden.

Wie hoch sind die Chancen, dass wenn man einen Artikel auf Gründerszene erhält man es dann auch in die BILD schafft?

Die Kollegen von BILD sind unberechenbar. Da weiß man nie, was passiert. Deshalb kann ich keine seriöse Prognose abgeben.

Mittlerweile haben wir in Berlin eine wirkliche Gründerszene. Was kann Berlin, Deutschland aber auch die Protagonisten dieser Szene tun damit dies so bleibt und die Szene weiter wächst?

Die Startupszene braucht ein paar durchschlagende Erfolge. Dann wird sie weiter wachsen. Wenn man mit den Managern aus der sogenannten Old Economy spricht, merkt man, dass die digitale Wirtschaft immer noch nicht so richtig ernst genommen wird. So nach dem Motto: Lass die Kleinen mal spielen, wir machen hier immer noch das Big Business. Das kann sich nur ändern, wenn ein paar junge Firmen richtig abgehen oder erfolgreich an die Börse gehen. Staatliche Unterstützung ist fein, wird aber oft überschätzt. Abbau von Bürokratie wäre mal ein respektabler Anfang.

Vielen Dank Frank für das Interview!

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