×

Dieter Meier in Berlin – Come on boy just do it!

By Philip Eggersgluess . May 12, 2014

Dieter_Meier_01_copyright_Staatsakt

Am vergangenen Mittwoch ergab sich für uns eine der raren Gelegenheiten den Künstler, Unternehmer, Gastronom, Landwirt, Investor – und wie er sich auf unsere Frage hin selbst beschrieb – Produzenten Dieter Meier zu treffen und mit ihm ein längeres Interview zu führen.

Er war anlässlich der Tour zu seinem neuen Album „Out of Chaos“ live in der Berghain Kantine (Panorama Bar) zu sehen – und dies vor ausverkauftem Haus!

Der Titel Out of Chaos beschreibt nicht nur jenes Chaos das vor der menschlichen Existenz im Universum herrschte, sondern ein Stück weit auch den eigenen Lebensstil von Dieter Meier.

Mit Berlin verbindet ihn insbesondere sein erster Spielfilm „Jetzt und alles“, den er hier in den 80ern gedreht hat. Und natürlich sein regelmäßiger Wohnsitz im Soho Haus, welches er als offenes, frisches und nicht so eingestaubtes Haus beschreibt, auf dessen Dachterrasse es sich so schön im Wind frühstücken lässt.

In den Achtzigern verkaufte Dieter Meier mit seiner Band Yello Millionen von Platten, die er zusammen mit Boris Blank gründete. „Boris reist in seinem Studio um die Welt ohne dies zu verlassen“, so Meier. Er hingegen komme ihn nach seinen vielen Reisen durch Süd- und Nordamerika, Europa und die Schweiz dann immer wieder dort besuchen und lasse sich von seinen neuen Sounds inspirieren. Die Vermischung von digital und analog ist eines der Geheimnisse des Duos, dessen Comeback es wohl noch Ende diesen Jahres geben soll. Mehr als 50 Songs haben die beiden in der Schublade. Neueste Technologien zu nutzen ist laut Meier eines der wichtigsten Elemente um musikalisch am Ball zu bleiben: „Mozart hat auch keine Harfe gespielt sondern war immer mit den neuesten Entwicklungen seiner Zeit am experimentieren“. Dies spiegelt sich auch in seinem aktuellen Album wieder.

Wir hatten die Möglichkeit den Soundcheck mitzuerleben und konnten einen Dieter Meier beobachten, welcher bis ins letzte Detail an kleinen Stellen seiner Songs feilte und diese zum Teil unzählige Male wiederholte bis alles perfekt saß. Das Ergebnis lässt sich hören und es zeigt, dass man es mit einem Vollprofi zu tun hat, der alles was er angeht mit Herz und höchster Motivation tut.

Dieter_Meier_Band_copyright_Staatsakt

Meiers größte Leidenschaft ist das Singen, denn hier ist er direkt mit dem Publikum verbunden und kann mit den Menschen arbeiten. Seine Songs sind nicht auf Plattformen wie Soundcloud und Spotify zu finden dies ist gegen die Politik seines Managements tRÄNENpALAST zudem sagt Meier, dass der Künstler in Zukunft wieder im Mittelpunkt stehen wird und er die aktuelle Entwicklung kritisch sieht, da alle verdienen – nur die Künstler selbst nicht.

„Die Dinge sind eigentlich immer auf mich zugekommen“ erzählte uns Meier. Wie auch schon in einem Artikel in brandeins. Er beschreibt sich selbst als Myzel (die unterirdischen Verflechtung von Pilzen), welche bei den richtigen Bedingungen von Wind, Regen, Luftfeuchtigkeit, Sonne und Zeit empor sprießt und dann Früchte trägt. Er ist immer da, er ist immer offen und wenn sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtigen Projekte und Personen sammeln, ist er dabei. „Ich sitze wie an einem Fluss und suche mir das passende was vorbeikommt aus“. Um dies zu ermöglichen schenkt er sehr viel Vertrauen. „Ohne Vertrauen kannst Du nicht arbeiten“, so Meier. Nicht nur Vertrauen ist wichtig sondern auch Delegieren und loslassen können. Meier ist kein Profi in allen Bereichen, er will dies auch nicht sein. Wenn er ein Schiff gefunden hat auf dem er gerne Kapitän sein möchte, heuert er die Mannschaft an und zieht sich dann zurück. Er ist kein „Control Freak“ sondern lässt die Dinge seinen Weg gehen.

Unternehmerisch sieht er zwei Typen von Mensch: die, die wie Helene Fischer (ohne sie angreifen zu wollen, betont er!) alles auf eine Karte und den Kommerz setzen, dies akribisch durchplanen und für diese Sache leben und auch sterben. Und diejenigen welche nach Gefühl und nach Gespür gehen. Er zählt sich zu letzteren Personen, diejenigen die erst sich selbst finden bevor sie ihre Aufgabe finden. Hat man sich selbst gefunden, so Meier, so hat man auch das richtige Gespür dafür was unternehmerisch oder als Lebenskonzept zu einen passt. Plötzlich sieht man dann überall kleine Fäden an denen man sich entlang hangeln kann – ein bisschen vor, ein bisschen zurück. Hält man sich an diesen Fäden fest (Meier streckt beide Arme leicht nach vorne und zieht sich mit einer Geste, bei der Daumen und Zeigefinger sich ganz langsam an einem dünnen Faden nach vorne und immer auch wieder ein bisschen zurück bewegen, entlang) und zieht sich langsam vorwärts, findet man was man will und tut dies mit vollem Herz.

Dieter_Meier_02_copyright_Staatsakt

Eine Zeile, welche bei den Proben mindestens zwanzig Mal von Dieter Meier wiederholt wurde, fasst unser Gespräch und was wir von Dieter Meier lernen konnten perfekt zusammen:

„Come on boy just do it! Don’t be a prisoner of yourself“

Besser könnte man den Lebensstil und die Message von Dieter Meier nicht beschreiben. Ein inspirierender Mann der mit seinen fast 70 Jahren und vier Kindern voll im Leben steht, tut was er liebt und von dem wir sicherlich noch viel hören werden.
Das Interview wurde von Philip Eggersglüß geführt.

Copyright Bilder: Staatsakt

[chimpy_form]

More from Berlin Loves You…

By continuing to use the site, you agree to the use of cookies. more information

The cookie settings on this website are set to "allow cookies" to give you the best browsing experience possible. If you continue to use this website without changing your cookie settings or you click "Accept" below then you are consenting to this.

Close