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Vor guter Musik muss man keine Angst haben: Berlin Street Music for Refugees

By Clio Saal . January 22, 2015

In diesen Zeiten, in denen sich – lokal, national und international – die Nachrichten von Hass, Xenophobie und Intoleranz bis ins Unerträgliche steigern zu scheinen, drohe ich meinen Glauben in die Menschheit, ja doch mindestens an eine multikulturelle Gesellschaft zu verlieren. Jedes Mal wenn ich momentan die Zeitung aufschlage, kommt mir dieser Conor Oberst – Song, „Milk Thistle“, in den Kopf:

Newspaper, newspaper
Can’t take no more
You’re here every morning
Waitin’ at my door

I’m just tryin’ to kiss you
And you stab my eyes
Make me blue forever
Like an island sky

And I’m not pretending
That it’s all okay
Just let me have my coffee
Before you take away the day”

In Berlin richteten sich ein großer Teil von Frustration, Angst und Vorurteilen im letzten und dem gerade begonnenen Jahr 2015 gegen Menschen, die aus ihren Heimatländern flüchteten und nach Berlin kamen. Schlagzeilen von besetzten Gebäuden und Plätzen, notdürftig errichteten Unterkünften und einer „Flüchtlingswelle“ dominierten die Berliner Presse. Die daraufhin auflodernden Konflikte stilisieren „die Flüchtlinge“ zu Unrecht zu einer homogenen Gruppe, die tausenden individuellen Schicksale und Lebensgeschichten rücken in den Hintergrund.

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Im Umkehrschluss ist der Schlüssel zum Abbau von diesen Ängsten und Vorurteilen in der Bevölkerung – wie in so vielen Fällen – nur der direkte Kontakt. Das Zusammenkommen von Menschen und der daraus entstehende Dialog für eine universell verbindende Sache, wie zum Beispiel der Musik. Und genau da kommt Berlin Street Music for Refugees ins Spiel. Deren Vision ist das „Brücken bauen durch die Kraft von Musik“. Der Zusammenschluss von einigen Berliner Straßenmusikern und Musikerinnen als Berlin Street Music will  “Menschen mit der Flüchtlingsthematik in Berührung bringen, Ängste überwinden helfen und für mehr Toleranz werben“. Und das tun sie unter anderem mit Benefizkonzerten. Auch die Hintergründe von Flucht und Migration und die Situation in den Heimatländern sollen hier endlich einmal in einem offenen, entspannteren Kontext beleuchtet werden. Die Straßenmusikerinnen sollen idealer Weise die Rolle als “musikalische Mediatoren” einnehmen.

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Geld wird durch Eintritte, eine CD und eine Crowdfunding Kampagne gesammelt und mit Flüchtlingsorganisationen wie z.B. Multitude oder KuB, die essentielle Hilfe leisten, und den Straßenmusikerinnen geteilt. „Auf der CD sind 9 Interpreten, die hinter Berlin Street Music stehen und denen man hier in Berlin regelmäßig begegnen kann. Sie haben mir jeweils einen bereits produzierten Song zur Verfügung gestellt. Außerdem sind in Kooperation mit Flat Cat Studio 2 Jams entstanden, die speziell für Berlin Street Music 4 Refugees aufgenommen wurden. Hier haben die Musiker außerhalb ihrer regulären Band Konstellation zwei neue Gemeinschaftswerke kreiert.“, verriet mir Stefanie Tendler, eine der Mitbegründerinnen von Berlin Street Music.

Vier Benefizkonzerte fanden im November und Dezember schon statt, mehr sind in diesem Frühjahr, unter anderem mit der Unterstützung von Give Something Back To Berlin (wir berichteten), geplant. Mich interessierte wie die Konzerte angekommen sind. Ziel eines Dialoges erreicht?

„Über unsere Partnerorganisationen sind wir vor allem an die Deutschkurse herangetreten und haben Flyer für unsere Veranstaltungen ausgegeben um vor allem auch die Flüchtlinge in Berlin zu erreichen und ihnen die Möglichkeit zu bieten über eine andere Plattform gehört zu werden. Dies ist uns zum Teil gelungen, da vor allem einige Musiker dabei waren, die nachdem ihre Bandmitglieder in andere Städte Deutschlands ausgewiesen wurden auf der Suche nach neuen Musikern waren. Den größten Erfolg hatten wir bei unserem ersten Event einem Straßenjam an der Warschauer Straße, da wir hier den direkten und persönlichen Dialog zu den Passanten gesucht haben, um über unsere Initiative zu informieren. Wir hätten uns dennoch gewünscht, dass noch mehr Menschen, die vor allem Vorbehalte gegenüber der aktuellen Flüchtlingssituation haben, zu unseren Veranstaltungen erschienen wären”, so Stefanie.

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Die Beteiligung von Geflüchteten als Musiker ist noch klein. Das heißt aber nicht, dass das Projekt bei ihnen nicht ankommt: „Einer der Musiker hat einen Flüchtlingshintergrund. Ansonsten kommen alle aus ganz unterschiedlichen Ländern der Welt und haben für das Projekt die Rolle eines musikalischen Sprachrohrs eingenommen. Wir wollten durch die Musik eine Brücke schlagen zwischen der Berliner Allgemeinbevölkerung und den Neuankömmlingen. Das Feedback von Give Something Back to Berlin und dem Zwille Deutschkurs war sehr positiv.“

Die geplanten Benefizkonzerte werden auf der Homepage von Berlin Street Music for Refugees bekannt gegeben. Bis dahin könnt ihr euch schon einmal einen Vorgeschmack auf der monatlichen Jamsession im St. Georg in Kreuzberg, „Notes from Underground“, am 24.01. holen oder die CD via 4berlinstreetmusic@gmail.com bestellen. Die Kosten belaufen sich inkl. Portokosten auf EUR 12,00.

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